Vor einiger Zeit haben wir hier mit unserer Artikelserie zur Aromatisierung von Tee begonnen. Damals beschrieb uns unser Gastblogger, Lebensmittelchemiker Michael Blöser, wie das Aroma in den Tee kommt. Heute geht es weiter mit folgenden Themen:

  • Gibt es gute und schlechte Aromen?
  • Sind natürliche Aromen besser – gesünder als synthetisch hergestellte?
  • Wie kann ich Tees mit natürlichen Aromen von synthetisch aromatisierten Tees unterscheiden?

Im letzten Teil unserer Serie befassen wir uns dann damit, was Eltern beachten müssen, die ihren Kindern aromatisierten Tee zu trinken geben möchten und ob sich aus aromatisierten Tees irgendwelche Besonderheiten für Allergiker ergeben. Aber nun erstmal zur Kernfrage:

Gibt es gute und schlechte Aromen?

Ja und Nein!  Vorab: Wir Verbraucher müssen keine (!) Bedenken haben. Jeder Aromenhersteller hat seine eigenen Rezepturen. Und das ist wie beim Kochen. Jeder hat eine andere Empfindung und Vorliebe. Maggi ist auch nicht gleich Knorr – auch wenn es sich um die gleichen Produktkategorien dreht. Kann man deshalb  von einem guten oder schlechten Aroma reden? Eigentlich nicht, denn es ist reine „Geschmackssache“.

Eine andere Betrachtungsweise hängt mit der Dosierung zusammen: Insbesondere viele Massenprodukte, wie sie im Supermarkt angeboten werden, sind sehr stark oder teilweise sogar überaromatisiert. Da schmeckt man fast nichts mehr von dem guten Tee. Dies ist aber  auch wieder Geschmackssache und damit eine individuelle Betrachtung.

In einem Teefachgeschäft bekommen Sie in der Regel Produkte, die „vernünftig“ aromatisiert sind. Heißt: Nicht zu wenig und nicht zu viel Aroma. Ausgewogenheit ist das Motto: Es soll ja nach etwas schmecken. Aber das Aroma soll keinesfalls den vielleicht sehr guten Geschmack der eigentlichen Teemischung als solches „töten“ sondern nur ergänzen oder leicht modifizieren. Alles andere wäre jammerschade.
Deshalb gilt für einen guten aromatisierten Tee: Die Auswahl und raffinierte Mischung der Teerohstoffe und Früchte oder Kräuter und Gewürze untereinander entscheidet schon mal ganz deutlich, ob überhaupt und wenn wieviel Aroma verwendet werden muss, um ein optimales Geschmacks- und damit Genusserlebnis zu erzielen.

Deshalb ist hier eines besonders wichtig: „Billig“ ist fehl am Platze, was die eingesetzten Rohstoffe angeht. Und deshalb kosten die Tees im Teeladen berechtigter Weise halt auch etwas mehr als im Supermarkt nebenan.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist das Thema „natürliche“ Aromen. Und darum geht es im nächsten Absatz.

Aromatisierter Tee, Erdbeerscheiben, Grüner Tee Tiger Town, Oxidation, Erdbeertee

© Intertee, Aromatisierter Grüntee mit getrockneten Erdbeeren und Rosenblüten

Sind natürliche Aromen besser – gesünder als synthetisch hergestellte?

Um diese Frage beantworten zu können, wird es etwas wissenschaftlich. Ich versuche deshalb dieses recht komplizierte Thema bewusst etwas vereinfacht für den durchschnittlichen Verbraucher darzustellen. Es geht  schließlich darum, Verwirrungen auszuräumen und nicht neue aufzubauen.

In der Europäischen Union gibt es vom Grundsatz her es eine einheitliche Gesetzgebung (EC 1334/2008); allerdings wird das ein oder andere Detail aufgrund länderspezifischer Rechtsauffassungen mitunter etwas unterschiedlich interpretiert. .

Definition:
Ein Aroma ist ein Erzeugnis, das als solches nicht zum Verzehr bestimmt ist und Lebensmitteln zugesetzt wird, um ihnen einen besonderen Geruch und/oder Geschmack zu verleihen oder diese zu verändern.

Ganz wichtig: Der Gesetzgeber hat zum Schutze des Verbrauchers exakte Bedingungen für die Verwendung von Aromen vorgegeben, damit keine Gefahr für die menschliche Gesundheit besteht. Danach sind nur Aromen zulässig, die den festgelegten strengen Reinheitskriterien entsprechen. Deshalb werden die Aromen, bevor sie überhaupt verwendet werden, von den Herstellern genau auf ihre Zusammensetzung hin überprüft und zum Einsatz freigegeben. Dies betrifft im Übrigen nicht nur Aromen sondern grundsätzlich alle Zutaten, die in Lebensmitteln zugelassen sind.

Früchtetee sauer, Hibiskus, Ziehzeit Früchtetee, Säurearmer Früchtetee

© Intertee, Früchtetee wird beinahe in allen Fällen zusätzlich zu den zugegebenen Inhaltsstoffen mit Ölen aromatisiert.

Auch dürfen nicht alle Aromen in jedem Lebensmittel eingesetzt werden. Zusätzlich gibt es  Listen, die für einige Aromen auch Dosierungshöchstmengen vorsehen. Der Gesetzgeber hat sich durchaus Mühe gemacht, den Verbraucher umfassend vor Missbrauch und Verbrauchertäuschung zu schützen. Soweit zum generellen Einsatz von Aromen.

Wie bereits oben erwähnt, besteht ein Aroma  aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Molekülen (manchmal mehr als 100), die entweder aus natürlichen Ausgangsmaterialien wie z.B. Früchten, Blüten, Gemüse oder Gewürzen extrahiert werden oder durch einen chemischen Prozess synthetisch erzeugt werden.

Folglich unterscheidet man natürliche und synthetische Aromastoffe. Wissenschaftlich betrachtet sind die Bausteine bis auf wenige Ausnahmen mitunter völligidentisch – egal wie sie gewonnen wurden. Daher kann man auch nicht davon sprechen, ob die einen gesünder sind als die anderen, nur weil sie in der Natur als solches vorkommen.
Es ist also eher eine Frage der Philosophie. Zu einem Naturprodukt wie Tee passen – zumindest nach meiner persönlichen Auffassung – natürliche Aromen rein aus Marketinggründen besser. Und wenn es sogar Bio-Tees sind, dann muss das Aroma sogar natürlichen Ursprungs sein; sonst wäre es im Sinne des Gesetzgebers wieder eine Verbrauchertäuschung.

Nur eines muss jedem auch gesagt werden:
Die natürlichen Aromen sind in der Regel deutlich teurer in der Herstellung als die synthetischen. Deshalb sind natürlich aromatisierte Tees, wie sie weniger im Großhandel aber umso häufiger in Teeläden angeboten werden, auch nicht zu Discount-Preisen zu erstehen!

rezept eistee, schwarztee, grüntee, früchtetee

© Evas Teeplantage, Aromatisierte Tees eignen sich sehr gut als Grundlage von Eistees. Sie behalten auch im kalten Zustand ihren aromatischen Geschmack.

Wie kann ich Tees mit natürlichen Aromen von synthetisch aromatisierten Tees unterscheiden?

An der Aufmachung einer Verpackung kann nur ein wirklich geübtes Auge oder eben ein Fachmann feststellen, welche Aromakategorie verwendet wurde. Je natürlicher die Darstellung z.B. von Früchten, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch natürliche Aromen und in der Regel auch getrocknete Stücke der gezeigten Frucht eingesetzt wurden. Aber es ist nur eine Indikation!

Ich rate: Am besten immer auf die Zutatenliste schauen. Diese gibt klare Auskunft darüber, wie der Tee zusammengesetzt ist und welche Aromenkategorie verwendet wurde. Natürlich können Sie sich in Ihrem Teeladen auch genauestens beraten lassen.

Der Gesetzgeber hat erfreulicherweise klare Bestimmungen formuliert, damit eine Irreführung der Verbraucher weitestgehend ausgeschlossen werden kann. Anhand von dem Beispiel einer Aromatisierung mit „Kirsche“ möchte ich die Fragestellung einmal verdeutlichen, ohne auf gesetzliche Detailanforderungen einzugehen. Es wird sonst viel zu kompliziert für den Verbraucher, der sich mit unserem leider sehr komplizierten Lebensmittelrecht nicht wirklich auskennt.

Schwarzer Tee Earl Grey, Earl Grey, Bergamotte

© Evas Teeplantage, Was Viele nicht wissen: Auch der Klassiker schlechthin, Earl Grey-Tee, ist aromatisiert. Hier wurde Schwarzer Tee mit Öl aus der Bergamotte versetzt.

Angenommen das Etikett Ihres aromatisierten Tees signalisiert durch das Wort Kirsche – entweder mit oder auch ohne Abbildung einer Kirsche – dass dieser Tee nach Kirsche schmeckt. In der Zutatenliste finden Sie folgende Info:

…, natürliches Kirsch-Aroma, …

Hier können Sie sicher gehen, dass es sich wirklich um ein natürliches Aroma handelt, das ausschließlich aus Kirschen gewonnen wurde. Es darf sogar theoretisch die exakte Kirschsorte angegeben werden, was allerdings in Deutschland noch sehr selten der Fall ist.
Steht in der Zutatenliste:

…, natürliches Aroma, …

Achtung: Hier fehlt das Wort Kirsche! Das bedeutet, dass das Aroma zwar ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wurde, aber nicht nur aus Kirschen wenn überhaupt. Das ist für einen Lebensmittelchemiker nicht verwunderlich. Denn viele Aromamoleküle kommen zum Beispiel in mehr als nur einer Frucht vor und können deshalb in einem natürlichen Aroma einer anderen Fruchtsorte durchaus eingesetzt werden. Dann ist das Aroma immer noch natürlich – nur ich darf das Wort Kirsche nicht in einem gleichen Atemzug nennen.

Das macht das Thema relativ einfach:
In allen Fällen, wo das Wort „natürlich“ nicht erscheint, werden entweder ausschließlich synthetische Aromastoffe eingesetzt oder natürliche Komponenten sind nur zu einem geringen Anteil und damit nicht maßgeblich in die Rezeptur eingeflossen.

Dies ist wie oben erwähnt, eine etwas vereinfachte Darstellungsweise. Wer sich hier genauer informieren möchte, kann die entsprechenden Verordnungen im Internet leicht finden. Die Kennzeichnung der Lebensmittelaromen basiert auf der EU-Richtlinie 2000/13/EG. Oder sprechen Sie einfach einen Fachmann für Aromen an.

Im letzten Teil dieser Artikelserie geht es darum, was Eltern und Allergiker wissen sollten, wenn es um aromatisierten Tee geht. Klicken Sie hier direkt zum Artikel.

 

Sind alle Tees natürlich aromatisiert?

 

 

TEE-NEWSLETTER ABONNIEREN

Unser Newsletter informiert Sie zweimal monatlich über neueste Tee-Trends, Rabatte und Aktionen aus unserem Teeshop und teilen Rezept-Tipps und Anleitungen rund um Tee.

Außerdem: Unsere neuesten Blogposts von teepod.de, dem Blog für alle, die Tee lieben. Als kleines Dankeschön schenken wir neuen Abonnenten einen Gutschein über 10 % Rabatt für Ihren nächsten Einkauf.

Jetzt Newsletter abonnieren