Es ist ja schon einige Zeit her, dass wir etwas über den Super-Gau von Fukushima und die Folgen geschrieben hatten. Vorab so viel: Sie brauchen keine Angst haben, Tee aus Japan zu trinken. Was damals genau geschah und welche Auswirkungen die Katastrophe auf die Teeproduktion in Japan hatte, lesen Sie in diesem Artikel.

Was damals in Fukushima passierte

Ein Tsunami, ein sogenanntes Seebeben, löste eine Reihe von Riesenwellen in Richtung der japanischen Nord-Ost-Küste aus. Diese enorme Kraft, mit meterhohen Wellen, traf auch die Reaktoren in Fukushima Daiichi (Fukushima1). Es ließe sich trefflich diskutieren, warum man Atomkraftwerke direkt an die Küste baut, noch dazu in einer an Erdbeben reichen Region, aber das würden diesen Beitrag sprengen.
Die Wucht des Aufpralls des Tsunamis führte dazu, dass vier Reaktoren sehr stark beschädigt wurden und in drei Reaktoren eine Kernschmelze stattfand. Im Gegensatz zu Tschernobyl explodierten diese Reaktoren jedoch nicht. Die Techniker hatten aber auch keine Möglichkeit, die zerstörten Reaktoren vor dem unkontrollierten Austreten atomarer Giftstoffe (wie z.B. Cäsium-134 und Cäsium-137) zu schützen. Die Freisetzung dieser extrem gefährlichen Stoffe fand auf eher geringer Höhe statt und verbreitete sich durch die Ost-West-Strömung zum Teil ins Landesinnere und zu einem größeren Teil wurden sie in den Pazifik freigesetzt.

Die kurzfristigen Folgen von Fukushima

Der Tsunami löste in der gesamten Region Evakuierungen aus, etwa 200.00 Personen mussten ihr Zuhause verlassen. Die Folge waren natürlich große Ängste in der Bevölkerung, weil die japanische Regierung, komplett überfordert, viel zu wenige Informationen weitergab. Es stellte sich dann relativ schnell heraus, dass der Großraum Tokio weder kurz- noch langfristig betroffen sein würde.
Erst jetzt stellten auch wir Teefachhändler uns die Frage, wie es mit Tees aus Japan weitergehen würde. Die noch vorhandenen Tees waren sehr schnell ausverkauft und die EU beschloss einigermaßen radikale Maßnahmen bei der Einfuhr von Lebensmitteln aus Japan. Normalerweise wurde beim Import stichprobenartig geprüft (bisher nur auf Pestizide u. Ä.) aber im Sommer 2011 konnte man davon ausgehen, dass es sehr viele Sendungen aus Japan betreffen würde.

Das Jahr 2011 zum Zeitpunkt der Katastrophe

Es war der 11.3.2011 der so viel in Japan veränderte, aber auch ich erschrak, als ich die Nachrichten hörte (der minutiöse Ablauf ist hier einsehbar bei Wikipedia). Das Bangen um Angehörige meiner Kunden war enorm. Einige erschienen komplett aufgelöst bei mir im Laden, Ehepartner, Familie, aber auch Geschäftsreisende waren erstmal verschwunden. Die Telefonnetzte waren zunächst komplett überlastet und ließen kaum neue Informationen zu. Erst nach zwei Wochen war das ungefähre Ausmaß der Zerstörung und der Folgen klar.

Sie mögen sich jetzt fragen, warum ich noch immer nicht auf das eigentliche Thema, nämlich den japanischen Tee, zu sprechen komme. Im ersten Moment war das nicht so wichtig, ganz einfach. Die Tees der Ernte 2010 waren schnell durch einige (aus meiner Sicht) sehr egoistische Händler aufgekauft worden und es gab einige lautstarke Gespräche zwischen uns und diversen Großhändlern. Es wäre erst mal genug für alle da gewesen, hätten die Großhändler nicht die Panik einiger Teehändler darin „übersetzt“, auf die Schnelle ganz viel Grüntee auf einmal nur an Einzelne zu verkaufen. Im Nachhinein haben auch diese Großhändler verstanden, dass das ein Fehler war.

Bei uns im Laden und online haben wir die maximal bestellbare Menge auf 200 g pro Kunde gesetzt und das stellte sich als genau richtig heraus. Im Sommer 2011 kamen die Tees natürlich nur sehr zögerlich nach Deutschland und die Stichproben verzögerten die Auslieferung um viele Wochen. Das kann auch heute noch manchmal der Fall sein.

Wo unsere Tees herkommen

Wie bei fast allen Teefachhändlern kommen unsere japanischen Grüntees aus den Regionen Shizuoka (ca. 500-600 km entfernt von Fukushima), Kyoto (ca. 700km), Mie (Ca. 800km) und diversen Regionen der Insel Kyushu (ca. 1.500km). Aus all diesen Regionen sind so gut wie keine Kontaminationen bekannt. Selbst im Jahr der Ernte 2011 gab es nur leicht erhöhte Werte in der Belastungsbilanz. Seit 2012 ist uns nichts mehr bekannt geworden und wir sind heilfroh selbst weiterhin japanischen Tee trinken und verkaufen zu können.

Auf dieser Karte von Japan sehen Sie in grün die Teeanbaugebiete markiert und in rot das Atomkraftwerk von Fukushima. Um die Ansicht zu vergrößern, scrollen Sie einfach in die Karte hinein (Mit dem Scrollrad der Maus oder STRG+):

 

Auffälligkeiten bei Untersuchungen und Vorgaben

Die Verbraucherzentrale Bayern sagt hierzu ganz klar: „Keine Auffälligkeiten gibt es erfreulicherweise bei den Untersuchungen auf Radioaktivität, auch nicht bei den amtlichen Überwachungsergebnissen bzw. Einfuhrkontrollen durch die Lebensmittelüberwachung. Seit dem Reaktorunglück von Fukushima gibt es genaue Vorgaben zur Einfuhr und Kontrolle japanischer Lebensmittel (siehe zu Informationen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit)“ Dieser Link führt zu den amtlichen Vorgaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittel.

Natürlich ist das mal wieder ein etwas schwierig zu lesender Text, aber im Großen und Ganzen gilt Folgendes:
Jedes Lebensmittel aus Japan muss von einer Art Gesundheitszertifikat begleitet werden. Dieses wird in den jeweiligen Präfekturen ausgestellt und ohne dieses Zertifikat wird ein japanisches Lebensmittel in der EU erst gar nicht durch den Zoll gelassen.

Danach zieht der Zoll Stichproben und diese werden an die jeweiligen Veterinärämter weitergeleitet. Sind die Untersuchungen unauffällig wird der Tee vom Zoll freigegeben und dem Großhändler zugestellt. Geprüft wird auf Cäsium-134 und Cäsium-137 (maximal erlaubte Belastung 10 Becquerel) und hier gab es bisher noch nicht einmal annähernd eine Beanstandung.

Es bleibt also zu hoffen, dass das unermessliche Leid der betroffenen Menschen aus dieser Region wenigstens etwas abgefedert werden kann. Leider gibt es dazu keine erfreulichen Berichte meiner Kunden aus Japan. Eine große Anzahl ehemaliger Bewohner ist inzwischen dazu gezwungen, in die kontaminierten Gebiete zurückzukehren, weil finanziellen Hilfen weggefallen sind. Ein trauriges Fazit der Katastrophe von Fukushima, sechs Jahre danach.

Weiter lesen

Eine sehenswerte Infografik zum Zustand des Geländes von Fukushima gibt es bei der ZEIT. Im Onlineauftritt der Wochenzeitschrift werden Bilder von 2011 und 2017 nebeneinander verglichen und bewertet: Infografik Fukushima.

Wie hat Fukushima die Welt verändert? Eine Einschätzung der Redaktion der Tagesschau. Lesenswert!

Quellen

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel: http://www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/02_UnerwuenschteStoffeOrganismen/06_Radioaktivitaet/01_Fukushima/lm_Fukushima_node.html

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