Als ich dieses Buch sah, war sofort klar, dass es gelesen werden muss. Auch wenn ich Krimititel mit „Tod“, „tödlich“ oder ähnlich aufmerksamkeitsheischenden Titeln eigentlich verabscheue. In meinem Fall hat es eben doch geklappt mich zum Lesen zu bringen, allein schon wegen des Tees im Titel. Das passiert ja nicht so oft und meine Vorfreude, dass das Buch in Nürnberg spielt, trug natürlich auch dazu bei.
Ingeborg Höverkamp heisst die Autorin, die seit einiger Zeit in der Umgebung von Nürnberg wohnt und „ihre“ Stadt offensichtlich liebgewonnen hat. Da wird die mittelalterliche Stadt in der auch ich wohne, immer wieder bis in kleine Details sehr liebevoll geschildert. Das ist nicht nur für Nürnberger, auch ich bin ja ein zugereister, hängengebliebener Norddeutscher, interessant, sondern auch für alle Liebhaber schöner Städte und ihrer Vergangenheit.
Der eigentliche Krimi hat zwar mit Tee dann nicht all zu viel zu tun, außer dass man erfährt, dass Thomas Mann ein begeisterter Darjeeling first flush-Trinker war. Der schrullige Hauptkomissar Ewald Fuchs, endlich mal kein melancholischer, scherenschnittartiger Alkoholiker, muss den Tod einer prominenten Bewohnerin des noblen Nürnberger Stadtteil Erlenstegen lösen. Manchmal ist man ja echt froh nicht in so einem Stadtteil zu leben. Das scheinen schon Sündenpfuhle zu sein, voller nicht nur geldgieriger, sondern auch zu allem entschlossener Bewohner, die nichts anderes im Kopf zu haben scheinen, als sich gegenseitig niederzumetzeln.
Dass der Fall nicht nur in der Gegenwart seine Wurzeln hat, ist zwar keine ganz neue Geschichte, macht aber an einem langen Nachmittag viel Spaß und nach 150 Seiten ist dann auch schon Schluss. Ich mäkele ja sehr häufig an Krimis herum die zu lang sind, aber dieser hier hätte mir auch noch 100 Seiten länger gefallen.
Fazit:
Ein lesenswerter Nürnbergkrimi dessen Protagonisten das Potenzial haben, noch einige Fälle zu lösen. Hier fallen keine Leichen im Minutentakt um, sondern es wird mit viel Liebe am Detail eine Geschichte erzählt. Das macht Lust auf Mehr. Vor allem für Nürnberger, um wieder einmal durch die eigene Stadt zu flanieren und mit offenen Augen ihr Flair und ihren Dialekt zu genießen, denn auch der wird vergnüglich in die Dialoge eingeflochten.
Ingeborg Höverkamp, Tödlicher Tee, 152 S. München 2010, 12,90 €, ISBN : 978-3869061153
Zubereitung von Schwarztee:
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